Der letzte Jahrgang ist längst noch nicht gefüllt, in vielen Kellern blubbert noch das ein oder andere Fass gärend vor sich hin – und doch hat das neue Weinjahr allen Orten längst begonnen. Und zwar mit einer für die Qualität des späteren Weins wichtigsten Faktoren – dem Rebschnitt:
So wie auf dem oberen Bild sieht ein alter (≥50 Jahre) Riesling-Rebstock vor dem Schnitt aus. Nach dem Schnitt dann so wie hier:
Denn grob vereinfacht gilt, je weniger „Augen“ (= Knospen) man am Stock stehen lässt, desto weniger Trauben werden letztlich auch am Stock hängen. Diese Reduktion hat den Sinn, die Rebe, die ja nur eine beschränkte Kapazität zur Bildung von Zucker und zur Entnahme von Mineralstoffen aus dem Boden hat, dazu zu zwingen, sich auf wenige, dafür aber bessere Trauben zu konzentrieren.
Hier auf den Bildern zu sehen ist die moseltypische Einzelpfahlerziehung (im Gegensatz zu Systemen, die mit Drahtrahmen arbeiten), der spezielle Schnitt ist die Kronenerziehung, bei der man drei „Ruten“ (also Vorjahrs-Triebe) mit jeweils 5 Augen stehen lässt. Typischer bzw. traditioneller für die Mosel ist beim Einzelpfahl eigentlich der Rundbogen, bei der man eine oder zwei (je nach Qualitätsambitionen) Ruten mit ca. 12 Augen stehen läßt und im Bogen zurück auf den Pfahl bindet:
So oder so werden die aus diesen Augen hervorgehenden Triebe regelmässig nach oben an den Erziehungspfahl gebunden. Eine Strategie, die vor allem dann besonders sinnvoll ist, wenn diese Pfähle an besonders steilen Hängen stehen – weil so zur Sonne stehende Blattfläche maximiert wird.
Wer übrigens mehr zur Reberziehung lesen möchte, dem empfehle ich den recht ausführlichen Wikipedia-Artikel zur Reberziehung.